Kurzfristig expansiv bleiben, mittelfristig straffen ; IMK Finanzmarktstabilitätsreport 2020: Makroprudenzielle Politik
Die zügige geld- und fiskalpolitische Reaktion auf die Covid-Krise hat nicht nur die Konjunktur, sondern auch die Finanzmarktstabilität positiv beeinflusst. Sie wurde von einer makroprudenziellen Lockerung begleitet. Die Vermögenspreise in Deutschland, die vor der Covid-19-Krise historische Höchststände erreichten, legten seither bei vielen Vermögenswerten weiter deutlich zu. Derzeitige Risiken für die Finanzmarktstabilität bestehen in Form von übermäßigen Marktvolumina bei Unternehmensanleihen schlechter Bonität, Liquiditätsrisiken bei Investmentfonds und der Gefahr einer Immobilienpreisblase. Für die Immobilienpreise liefert der statistische PSY-Test ein deutliches Warnsignal. Bei anhaltend dynamischer Marktentwicklung empfiehlt sich mittelfristig eine Aktivierung kreditnachfrageseitiger Instrumente wie des Loan-to-Value-Verhältnisses. Eine gezielte makroprudenzielle Straffung nach der Covid-Krise sollte von einer staatlichen Wohnungsbauinvestitionsoffensive begleitet werden. Letztlich liegt es primär in der Hand der Fiskalpolitik, durch vermehrte öffentliche Investitionen den Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik zu ermöglichen und damit auch die gestiegenen Risiken für die Finanzstabilität zu verringern.
Stichworte: Finanzmarktstabilität, Makroprudenzielle Regulierung, Wohnungsmarkt, Vermögenspreisblase, Kredit, Banken, Schattenbanken
Quelle
Theobald, Thomas; Tober, Silke; Tarne, Ruben:
Makroprudenzielle Politik
IMK Report, Düsseldorf, 24 Seiten