Quelle: privat
Drei Fragen an Ruben Tarne: Häusermarktzyklen und deren Regulierung
Dr. Ruben Tarne hat seine Promotion an der Universität Groningen bei Prof. Dr. Bezemer im Rahmen einer IMK-Promotionsstelle absolviert und im April 2024 mit der Disputation erfolgreich abgeschlossen.
Worum geht es in deiner Doktorarbeit?
Ich habe vor allem Hauspreiszyklen anhand eines agentenbasierten Modells untersucht, in dem viele individuelle Wirtschaftseinheiten auf einem Häusermarkt regelbasiert interagieren. Daraus entstehen dann sich stetig wiederholende Hauspreiszyklen, wie wir sie auch in der Realität beobachten. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Hauspreiszyklen deutlich größere Schwankungen aufweisen, wenn die Banken prozyklisch, also im Hauspreisaufschwung mehr und im Abschwung weniger, Kredite vergeben.
Die agentenbasierte Modellierung eignet sich besonders gut für die Untersuchung von Immobilienmärkten, da sie die unterschiedlichen Interessen der Marktteilnehmer sowie deren individuelle finanzielle Ausstattung gut widerspiegeln kann. Letzteres ist wichtig, da der Immobilienkauf oft von der Kreditvergabe der Banken abhängt, welche in ihrer Entscheidung wiederum stark von Einkommen und Vermögen der individuellen Kreditnehmer beeinflusst werden. Die Vielschichtigkeit der Marktteilnehmer simulieren zu können ist eine besondere Stärke agentenbasierter Modelle und hat mir unter anderem erlaubt die Auswirkungen von Kreditbeschränkungen auf unterschiedliche Kreditnehmertypen zu untersuchen. Dabei habe ich festgestellt, dass die Kreditbeschränkung für Investoren, im Gegensatz zu denen für Eigenheimnutzern, deutliche Vorteile bringt. Sie dämpfen den Hauspreiszyklus stärker und führen zu einer gleicheren Vermögensverteilung.
Welche weiteren Erkenntnisse hast du gewonnen?
Des Weiteren habe ich mir die finanzielle Vulnerabilität von Haushalten über den Häuserpreiszyklus angeschaut. Ich habe identifiziert, welche Rolle die Konsumneigung aus Vermögen in einem Umfeld sich verändernder Immobilienpreise sukzessive, d.h. auch pfadabhängig über mehrere Zyklen hinweg, für die Erhöhung der finanziellen Vulnerabilität spielt.
Schließlich habe ich den Effekt eines sich verändernden Immobilienbestands, also zusätzlichen Bauens, mit dem von Kreditbeschränkungen und Zinserhöhungen in Bezug auf Hauspreisspitzen und auf den Zugang zu Immobilien für Erstkäufer verglichen. Das Modell habe ich dafür auf den holländischen Immobilienmarkt kalibriert. Interessanterweise hat eine Ausweitung des Immobilienbestandes nur einen relativen geringen Effekt auf die Immobilienpreise, während die zusätzlichen Immobilien zu einem großen Teil von Investoren, aber nicht von Eigenheimnutzern erworben werden. Zudem gilt im Modell wie wahrscheinlich in der Realität: Je höher die Einkommensungleichheit, desto weniger können erstmalige Eigenheimnutzer vom zusätzlichen Hausbestand profitieren. Das hat mit den Modellcharakteristika zu tun, deutet aber darauf hin, dass zusätzliches Bauen allein nicht unbedingt dazu führt, dass sich mehr Haushalte ein Eigenheim leisten können.
Was waren die Herausforderungen während deiner Promotion?
Eine große Herausforderung war, dass ich Programmieren lernen musste. Ich habe mich dazu entschieden, meine Forschungsfragen mithilfe eines bestehenden, aber auszubauenden Computer-Simulationsmodell zu bearbeiten. Die Einarbeitung wäre ohne die enge persönliche Zusammenarbeit mit meinem Zweitbetreuer vom IMK nicht möglich gewesen. Darüber hinaus hat mich das IMK nicht nur finanziell nach Kräften unterstützt, sondern mir während meiner Zeit in Düsseldorf als Wahl-Berliner eine zweite Heimat gegeben, an die ich immer wieder gerne zurückdenke.