Gemeinsame Diagnose des Makro-Konsortiums
IMK (Düsseldorf), OFCE (Paris) und WIFO (Wien): Die Krise schwelt weiter
The German economy achieved only a weak growth performance in 2012. GDP grew by 0.7 % on annual averages and by just 0.4 % over the course of the year. The prospects during the forecast period are mildly optimistic. The global economy will initially pick up only slowly, but the growth dynamic is expected to be stronger next year, boosting German exports. In the wake of the apparent stabilisation of the Euro area, uncertainty will gradually dissipate and investors will increasingly drop their wait-and-see attitude. Private consumption will, moreover, bolster growth in both the current and the coming year. The Institutes forecast GDP growth of 0.9 % on annual averages this year, a figure which understates the underlying dynamic: comparing the fourth quarter of 2013 with that of 2012 growth will reach a very much more substantial 1.9 %. In 2014 GDP growth is expected to be 1.5 %. The unemployment rate will remain more or less unchanged over the two years, at 5.1 % and 5.0 % on ILO definitions and 6.8 and 6.7 % respectively on German national definitions.
Medium-term simulations indicate that the German economy is likely to remain constrained by the impact of the euro area crisis for an extended period. There are two main causal channels: German exports to the euro area will continue to be squeezed severely by the austerity policies being pursued across Europe, and even in Germany fiscal policy is expected to be contractionary, dampening the growth of incomes and domestic demand. Growth is expected to average 1.3 % in the years to 2017. Alternative scenarios show that by means of expansionary policies, including a European investment programme, far more favourable results could be obtained in the euro area as a whole and its member states individually than in the baseline scenario.
The recession in the crisis-hit countries and the current stagnation in the remaining EMU member states must be overcome and give way to economic growth strong enough to increase capacity utilization and reduce unemployment. The necessary process of deleveraging must continue and public finances be put on a sustainable footing. At the same time, current account imbalances must be reduced and the financial sector stabilised. The current economic policy strategy, consisting first and foremost of fiscal austerity and a monetary policy rendered ineffective by country-specific risks, will almost certainly be unable to generate sustained improvements in these four key areas.
A necessary condition for exiting from the crisis is to make monetary policy effective once more by re-establishing confidence in the government bonds of the crisis countries. This must be accompanied by a turnaround in fiscal policy. Fiscal consolidation must occur in such a way that it does not impinge negatively on aggregate demand.
The Macro group proposes a European investment offensive. The crisis countries should receive external financing equal to 1 % of current GDP for a period of five years. This should be used to finance public investment and/or support for private investment. Member States with current account surpluses, especially Germany, should implement expansionary fiscal policy measures representing at least 1 % of GDP, such that they play the role of locomotive for the European business cycle.
Die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2012 nur schwach gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im Jahresdurchschnitt um 0,7 %, im Jahresverlauf sogar nur 0,4 %. Die Aussichten für den Prognosezeitraum sind verhalten optimistisch. Die Weltkonjunktur wird sich vorerst nur allmählich aufhellen und im nächsten Jahr spürbar an Dynamik gewinnen. Die deutschen Exporte werden von dieser Entwicklung profitieren. In Folge der sich abzeichnenden konjunkturellen Stabilisierung des Euroraums und der damit einhergehenden nachlassenden Verunsicherung wird sich auch der Attentismus bei der Investitionstätigkeit abschwächen. Außerdem dürfte der private Verbrauch in beiden Jahren die Konjunktur maßgeblich stützen. Die Institute rechnen mit einer Zunahme des BIP im Jahresdurchschnitt 2013 von 0,9 %, im Verlauf sogar um 1,9 %. Im Jahr 2014 dürfte das Wachstum 1,5 % betragen. Die Arbeitslosenquote bleibt in beiden Jahren nahezu unverändert (2013: 6,8 %; 2014: 6,7 %). Die Verbraucherpreise werden im Jahr 2014 um 1,4 % steigen, nach 1,6 % in diesem Jahr.
Simulationen der mittelfristigen Entwicklung in Deutschland zeigen, dass sich die deutsche Wirtschaft weiterhin im Sog der europäischen Krise befindet. Dafür sind hauptsächlich zwei Faktoren bestimmend: Die deutschen Exporte in den Euroraum werden durch die synchrone Sparpolitik drastisch gedämpft. Außerdem wird die Fiskalpolitik auch in Deutschland restriktiv sein und Einkommen und Binnennachfrage dämpfen. Die durchschnittliche Wachstumsrate des BIP bis 2017 wird auf 1,3 % p.a. geschätzt. Szenarien einer expansiven Wirtschaftspolitik zeigen, dass mit einem Investitionsprogram die gesamtwirtschaftliche Entwicklung des Euroraums und der einzelnen Mitgliedsländer wesentlich günstiger verläuft als im Basisszenario.
Der wirtschaftliche Schrumpfungsprozess in den Krisenländern und die gegenwärtige Stagnation in den übrigen Mitgliedsstaaten der Währungsunion müssen gestoppt und durch ein Wirtschaftswachstum ersetzt werden, das stark genug ist, die Kapazitätsauslastung zu erhöhen und die Arbeitslosigkeit zu senken. Der notwendige Entschuldungsprozess muss vorangetrieben und die Staatsfinanzen auf einen nachhaltigen Pfad gebracht werden. Gleichzeitig müssen die Leistungsbilanzungleichgewichte weiter abgebaut und der Finanzsektor stabilisiert werden. Die aktuelle wirtschaftspolitische Strategie, bestehend aus fiskalischer Austerität und einer gestörten Geldpolitik infolge von Länderrisiken, wird kaum in der Lage sein, nachhaltige Fortschritte in diesen vier Bereichen zu gewährleisten.
Unerlässlich für die Krisenbewältigung ist es, die Geldpolitik in den Krisenländern wieder wirksam werden zu lassen in dem das Vertrauen in die Staatsanleihen der Krisenländer wiederhergestellt wird. Zudem ist eine fiskalpolitische Umkehr erforderlich. Die Politik der Konsolidierung muss so gestaltet werden, dass sie die gesamtwirtschaftliche Aktivität nicht beeinträchtigt.
Das Makrokonsortium schlägt eine europäische Investitionsoffensive vor. Den Krisenländern sollte eine externe Finanzierung im Wert von 1 % des gegenwärtigen BIP über eine Periode von fünf Jahren verbindlich zugesagt werden. Damit sollen öffentliche Investitionen finanziert und/oder die private Investitionstätigkeit finanziell unterstützt werden. Mitgliedsstaaten mit Leistungsbilanzüberschüssen, und insbesondere Deutschland, sollten expansive fiskalpolitische Maßnahmen in Höhe von mindestens 1 % des BIP implementieren, um eine Rolle als Konjunkturlokomotive zu übernehmen.