Quelle: HBS
PodcastsSystemrelevant Podcast: Konjunkturindikatoren - mehr als ein Blick in die Glaskugel
Welche Konjunkturindikatoren wir in der Coronakrise beachten sollten und wie ein öko-soziales Konjunkturprogramm aussehen könnte. Darüber sprechen Sebastian Dullien und Marco Herack in Folge 10 unseres Podcasts.
[27.05.2020]
Geht es mit der Wirtschaft weiter bergab oder ist die Talsohle durchschritten? Konjunkturindikatoren liefern hierzu Indizien und sind daher besonders in Krisenzeiten gefragt. Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, Sebastian Dullien und Moderator Marco Herack diskutieren im ersten Teil der Folge über drei wichtige Zahlenwerke. (1) Der PMI-Einkaufsmanagerindex bildet die Einschätzungen von Personen ab, die in den Unternehmen einen tiefen Einblick in die Produktionsplanung haben und damit frühzeitig Tendenzen des Wirtschaftsgeschehens erkennen lassen können. Ein Wert von unter 50 deutet auf eine schrumpfende Wirtschaftsleistung hin. Im Mai ist der Indexwert von seinem historischen Tief bei 17,4 auf 31,4 gestiegen, was angesichts des niedrigen Niveaus für Sebastian Dullien zu erwarten war. (2) Grund zur Besorgnis liefere der Ifo-Geschäftsklimaindex, der über eine breite Datenbasis verfüge und dadurch als sehr verlässlich gilt. Zwar hätten sich die Geschäftserwartungen aufgehellt, allerdings habe sich die Lagebewertung im Mai gegenüber dem Vormonat nochmals verschlechtert – erster Lockerungsmaßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie zum Trotz. (3) Für weniger relevant im Hinblick auf die Entwicklung der Realwirtschaft hält Sebastian Dullien die ZEW-Konjunkturerwartungen, welche die Einschätzung von Akteuren am Finanzmarkt widerspiegelt und damit stark stimmungsgetrieben sei.
Im zweiten Teil (ab 27:09) berichtet Sebastian Dullien von den Empfehlungen aus einem im Mai 2020 mit seiner Beteiligung erstellten Gutachten für das Bundesumweltministerium. Darin entwickelt ein interdiziplinär aufgestelltes Team von Forscher*innen ein sozial-ökologisches Konjunkturprogramm in Höhe von 100 Mrd. Euro , das einerseits dazu dienen soll, die Konjunktur zu stabilisieren und andererseits die Dekarbonisierung der deutschen Wirtschaft voranzutreiben. Dabei müsse jedoch auch auf die verteilungspolitische Wirkung der Konjunkturmaßnahmen geachtet werden, denn in der Krise seien vor allem die Arbeitsplätze von Geringverdienern gefährdet, durch die Transformation aber auch gut bezahlte und abgesicherte Stellen in CO2-intensiven Sektoren. Wichtig sei es, das Paket schnell auf den Weg zu bringen, um in der Wirtschaft und bei den Konsument*innen Erwartungen zu stabilisieren und Planungssicherheit zu schaffen.
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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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Christina Schildmann