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Transportroboter fahren durch die Hallen des Continental-Werks in Rheinböllen. Die unter anderem als Gabelstapler einsetzbaren Fahrzeuge sind das Ergebnis der Transformation an der Produktionsstätte von Bremssätteln für Autos - einem der größten Arbeitgeber im Hunsrück. Pressemitteilungen

IMK-Konjunkturindikator: Rezessionsrisiko gesunken bei hoher Unsicherheit durch Trump-Zölle – Weichenstellungen nach Bundestagswahl wichtig

17.02.2025

Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine Rezession gerät, ist in den vergangenen Wochen spürbar gesunken, die ökonomische Unsicherheit bleibt aber angesichts neuer US-Zölle und vor der Bundestagswahl hoch. Das signalisiert der monatliche Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Für den Zeitraum von Februar bis Ende April 2025 weist der Indikator, der die neuesten verfügbaren Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt, eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 32,6 Prozent aus. Anfang Januar betrug sie für die folgenden drei Monate noch 44,6 Prozent. Trotz der Entspannung bleibt der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator aber wie in den Vormonaten auf „gelb-rot“, zumal sich de statistische Streuung des Indikators, in der sich die Verunsicherung der Wirtschaftsakteure ausdrückt, parallel leicht erhöht hat. „Gelb-rot“ signalisiert konjunkturelle Unsicherheit, aber keine akute Rezessionsgefahr.

Die aktuelle Abnahme des Rezessionsrisikos beruht, neben leicht positiven Trends bei Finanzmarktdaten und Stimmungsindikatoren, insbesondere auf dem kräftigen Anstieg der Auftragseingänge für die Industrie im Dezember 2024, dem aktuellsten Monat, für den derzeit realwirtschaftliche Daten vorliegen. Die positive Entwicklung wecke „die Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft im Verlauf des Jahres eine leichte Aufwärtsbewegung erfährt“, analysiert IMK-Konjunkturexperte Dr. Thomas Theobald. Allerdings sollte sie zunächst nicht überbewertet werden. Denn der Zuwachs bei den Aufträgen sei erheblich von einzelnen Großorders geprägt und er folgte auf mehrere schwache Monate. Vor allem aber drohe bei einer möglichen Eskalation im von US-Präsident Trump angezettelten Zoll- und Handelskonflikt ein Rückgang des Welthandels, der auch die deutschen Exporte weiter belasten dürfte. Hinzu komme, dass das Klima der Unsicherheit auch die Binnennachfrage in Deutschland bremse, was sich etwa darin ausdrückt, dass Einzelhandelsumsätze und Verbrauchervertrauen kaum vorankommen.

„In dieser fragilen Situation hängt enorm viel davon ab, dass die nächste Bundesregierung wirtschaftspolitisch die richtigen Weichen stellt“, sagt Prof. Dr. Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK. „Um einen Turnaround der Wirtschaft zu schaffen, brauchen wir schnell ein großes Investitionsprogramm, das die öffentliche Infrastruktur modern und leistungsfähig macht. Das würde die Konjunktur kurzfristig ankurbeln, und sie würde widerstandsfähiger gegen einen internationalen Handelskonflikt. Noch wichtiger ist die mittelfristige Wirkung: Eine moderne Infrastruktur macht unsere gesamte Wirtschaft wettbewerbsfähiger und zusätzliche private Investitionen attraktiver. Die zu erwartenden positiven Effekte sind so stark, dass es sich dafür lohnt, Kredite aufzunehmen und endlich die Schuldenbremse zu reformieren. Das haben wir in einer aktuellen Studie berechnet, und mehr als 50 Wissenschaftler*innen aus dem In- und Ausland plädieren in einem neuen Aufruf ebenfalls dafür“, so Dullien.

Dr. Thomas Theobald
IMK-Konjunkturexperte

Prof. Dr. Sebastian Dullien
Wissenschaftlicher Direktor des IMK

Rainer Jung
Leiter Pressestelle

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